Mit dem Entwurf zum Gebäudeenergiegesetz hat die Bundesregierung gerade noch die Kurve bekommen. Nun können wir uns endlich der nächsten Frage zuwenden: Wie mobilisieren wir genug Finanzierung für den Umstieg auf erneuerbares Heizen?
Die Diskussion der letzten Wochen hat verunsichert: bei Verbrauchern, bei der Industrie und bei den Investoren. Doch auf den letzten Metern ist eine Einigung gelungen. Jede neu installierte Heizung muss ab 2024 mit 65 % erneuerbaren Energien betrieben werden. Klar ist auch: 2045 ist Schluss mit Gasen fossilen Ursprungs. Auf den Wunsch der FDP sind nun auch Heizungen aufgenommen worden, die H2ready sind – also betriebsfähig mit 100 % Wasserstoff. Allerdings gilt dies nur unter strengen Voraussetzungen, unter anderem dem Vorliegen eines verbindlichen Transformationsplans für die Gasverteilnetze und weiterer Anforderungen an die Eigentümer der Heizkessel.
Es ist gut, dass die Verunsicherung reduziert wurde. Denn Wasserstoff für Heizungen wird keine flächendeckende Lösung sein: Besonders im Gebäudebereich stehen mit Wärmepumpen und Wärmenetzen Lösungen bereit, die in den meisten Anwendungsbereichen kostengünstiger, vielfach effizienter und damit ökologischer betrieben werden können.
Letzte Woche drohte die Unsicherheit Gift für Investitionen zu werden. Und Investitionen sind nötig, um den Finanzierungsbedarf für die Wärmewende – mindestens 175 Milliarden Euro pro Jahr bis 2030 – zu decken.
In ganz Deutschland klimaschonend zu heizen ist komplex. Für den Erfolg der Wärmewende braucht es ein Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure. Damit die Koordination gelingen kann, braucht es ein klares Bild über die Zukunft und Rechtsverbindlichkeit. Da sind zum einen die Bürger, die entscheiden, ob sie mit Gaskessel, Wärmepumpe oder Fernwärme heizen.
Die Gasnetzbetreiber ihrerseits müssen mittelfristig ihre Netze umstellen oder stilllegen. Das wiederum beeinflusst die Versorger, die auf grünes Gas umstellen oder komplett aus Gas aussteigen müssen.
Und dann sind da noch die Unternehmen, die Wärmepumpen produzieren oder Fernwärmenetze ausbauen, ebenso wie die Energieberater, die Zulieferbetriebe, die Kommunen und die Stromanbieter.
Damit all diese Puzzleteile ineinanderpassen, braucht es Klarheit von der Politik. Mit dem Vorschlag hat die Bundesregierung noch die Kurve bekommen und es ist wichtig, dass diese Klarheit durch das Parlament getragen und nicht verwässert wird.
Jetzt braucht es Unterstützung durch Transformationsfinanzierung
Die Finanzwirtschaft hat begonnen, die Wärmewende zu verstehen. Banken eigneten sich Expertise für die Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung an. Sie setzten neue Kreditprogramme für Haushalte auf, begannen Unternehmen und deren Risken in der Wertschöpfungskette besser zu verstehen.
Dieser Prozess muss weitergehen: Die Finanzwirtschaft hat eine Verantwortung, die Eigentümerinnen und Eigentümer von Heizungen zu unterstützen. Sie müssen verstehen, dass ohne sie nichts geht. Sie müssen die Wärmewende in Deutschlands Häusern zur Priorität machen. Bis 2030 werden etwa 600.000 neue Wärmepumpen pro Jahr gebraucht. Zwar sind Wärmepumpen über die Lebensdauer gerechnet wirtschaftlich. Aber sie sind in der Investition deutlich teurer. Hier müssen Finanzierungseinrichtungen helfen: mit attraktiven Krediten auch für vulnerable Gruppen. Der Bund sollte unterstützen: Mit einer Abpufferung des Ausfallrisikos bei Kreditnehmern, die sonst nicht kreditwürdig wären.
Denn Haushalte ohne Kreditwürdigkeit – mit sehr niedrigen Einkommen, bereits hoch verschuldet oder in die einem hohen Alter – sind momentan praktisch von der Förderung ausgeschlossen. Auch für KfW-Kredite findet die Prüfung der Kreditberechtigung durch die privaten Banken statt. Die Direktzuschüsse der BAFA sind zwar nicht an die Kreditwürdigkeit gebunden, reichen aber nur für eine Teilfinanzierung der Bauvorhaben.
Das in der Energiewirtschaft als „Contracting“ bekannte Modell, bei dem ein Dienstleister Energie als Service an den Kunden verkauft, könnte auch für Banken ein interessantes Geschäftsmodell werden z.B. in Form eines Heizungs-Leasings.
Banken und Investoren müssen sich Wissen ins Haus holen und Beratungskompetenzen an der Schnittstelle zwischen erneuerbarer Energieerzeugung, energetischer Sanierung und Heizungstechnologien aufbauen. Es gilt standardisierte Angebote zu schaffen, was für wen sinnvoll umsetzbar ist. Allen voran wird es von Bedeutung sein, dass die Planung und Genehmigung von erneuerbaren Energievorhaben erleichtert wird und dass nicht die bürokratischen Hürden zwischen Immobilienbesitzer und dem Einbau zukunftsfähiger Technologien stehen.
All das sind die Fragen, die jetzt zu klären sind. Um es mit den Worten der FDP zu sagen: Nie gab es mehr zu tun.
Die Autoren:
Jonathan Barth ist Sprecher des Fachrats Energieunabhängigkeit, einer Initiative des ZOE Instituts für zukunftsfähige Ökonomien und des Climate Finance Fund. Der Fachrat berät die Bundesregierung bei der Energiewende.
Kristina Jeromin ist Mitglied im Fachrat Energieunabhängigkeit und Geschäftsführerin des Green and Sustainable Finance Clusters Deutschland, das die Finanzbranche bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsvorschriften unterstützt.