Wie können wir Deutschland sicher und kontrolliert in eine erdgasfreie Zukunft führen?
Diese und andere Fragen diskutierte der Fachrat Energieunabhängigkeit in seinem Webinar „Erdgasunabhängigkeit in Deutschland ermöglichen“.

Am 10. Oktober stellten Jonathan Barth (Sprecher des Fachrats), Kristina Jeromin (Fachratsmitglied) und Joshua Meinke (Researcher im Projektteam) im Namen des Fachrats erste Ideen vor und diskutierten diese gemeinsam mit den teilnehmenden Stakeholdern aus den Sektoren Industrie und Gebäude.

Jonathan Barth betonte, dass Deutschland heute noch stark abhängig ist von Erdgas: jede zweite Wohnung wird mit Gas beheizt. Auch in der deutschen Industrie ist Erdgas nach wie vor der wichtigste Energieträger. Gemeinsam machen der Gebäudesektor und der Industriesektor 81 % des Erdgasverbrauchs in Deutschland aus. Dementsprechend stehen diese beiden Sektoren im Fokus der Analyse des Fachrats.

Kristina Jeromin, die neben ihrer Rolle im Fachrat Geschäftsführerin des Green and Sustainable Finance Cluster Germany ist, betonte die Relevanz der Finanzindustrie für den Weg in die Erdgasunabhängigkeit. Die wohl größte Herausforderung hierfür ist in Deutschland der hohe Investitionsbedarf, der mit dem Umstieg auf erdgasfreie Gebäude und Industrien verbunden ist. Doch gerade hier könnte Deutschland eine Voreiterrolle einnehmen, indem es zeigt, wie sein industrielles Wirtschaftsmodell und seine Wärmeinfrastruktur erfolgreich von Erdgas entkoppelt werden können. Die Finanzindustrie ist hier zentral, so Kristina Jeromin. Dabei wird der Handlungsrahmen für die Transformation immer kleiner – je länger wir warten, desto höher die Kosten. Nutzt Deutschland diesen Rahmen jetzt, könnte es bei grünen Schlüsseltechnologien an die Spitze aufschließen. Für Banken bieten sich mit der Eröffnung neuer Kreditmärkte bei gleichzeitiger Senkung der Klimarisiken doppelte Dividende.

„Die Frage des Erdgasausstiegs ist eins der zentralen und konkreten Themen, bei dem es darum geht, Bedarfe in der Realwirtschaft mit den Services und Produkten aus der Finanzwirtschaft zusammenzubringen, um gezielt gemeinsam voranzugehen und den Strukturwandel zu finanzieren.”

Kristina Jeromin, Fachratsmitglied und Geschäftsführerin des Green and Sustainable Finance Cluster Germany

Joshua Meinke beschrieb die individuellen Rahmenbedingungen und Hemmnisse der Sektoren Gebäude und Industrie, die individuelle Maßnahmen und Instrumente zur Mobilisierung von Investitionen erfordern. So ist die Akteursstruktur der Industrie beispielsweise relativ homogen; der Wettbewerbsdruck ist hoch und wirkt sich auf Energiepreise aus. Im Gebäudesektor hingegen sind die Akteur:innen, d.h. die Wohnungseigentümer:innen, in finanzieller Sicht stark heterogen. In diesem Bereich sind Investitionsentscheidungen emotional behaftet und haben zudem massive Auswirkungen auf die physische Infrastruktur.

Der Fachrat Energieunabhängigkeit erarbeitet eine Strategie, wie Transitionsinvestitionen Deutschlands Weg in die Erdgasunabhängigkeit skalieren und beschleunigen können.

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.Sollten Sie Rückfragen zum Webinar oder den Inhalten des Fachrats haben, schreiben Sie uns gerne an energieunabhaengigkeit@zoe-institut.de.

Webinar: Erdgasunabhängigkeit ermöglichen